Märchen der Brüder Grimm

Rotkäppchen

zusammengefasste inhaltliche Darstellung für Erwachsene              19.10.2014

 

Eine Großmutter schenkt ihrer Enkelin eine rote Kappe, die ihren Namen prägt. Eines Tages wird Rotkäppchen von seiner Mutter in den Wald zur bettlägrigen Großmutter gesandt, um ihr mit Kuchen und Wein Labung zu bringen. Für das Kind gibt es einen sicheren Weg durch den Wald, den es nicht verlassen soll. Ein Wolf spürt es auf und spricht es an. Arglos beantwortet es ihm seine Fragen. Es verrät den Wohnsitz seiner Großmutter bei den drei Eichen und den Nusshecken, die der Wolf kennt. Er beschließt, das unschuldige Kind zu verschlingen. Dafür muss er es überlisten, vom Weg abzuweichen. Das gelingt ihm mit schönen Blumen, mit denen es die Großmutter erfreuen kann.

Währenddessen läuft der Wolf zum ihm bekannten Ort, wo das Haus der Großmutter steht, erschleicht sich den Eingang, dringt ein und verschlingt sie. Dann legt er sich als sie verkleidet ins Bett und wartet auf Rotkäppchen.

Das Mädchen ist irritiert über die offene Tür, geht aber hinein zur vermeintlichen Großmutter. Ihre Verunsicherung nimmt zu, als es sie sieht und es stellt Fragen zu den großen Ohren, zu den großen Augen, zu den großen Händen. Die erklärt der Wolf eigensinnig mit verbesserten Fähigkeiten für eine Beziehung zu ihm. Als es das entsetzlich großen Maul anspricht, reagiert er handelnd und verschlingt Rotkäppchen ebenfalls.

Damit hat der Wolf seine Gier befriedigt und schnarcht so laut, dass ein aufmerksamer Jäger besorgt nach der Großmutter schaut. Er erkennt den alten Sünder, den er schon lange sucht, und will ihn erschießen. Er zögert aber, um vorerst zu prüfen, ob sich das Verschlungene noch retten lässt. So schneidet er den Bauch des Wolfes auf und befreit erst das erschrockene Rotkäppchen und dann die Großmutter.

Dem Wolf legen sie statt ihrer große Steine in den Bauch und nähen ihn wieder zu. Als er erwacht und sich aufrappelt, kann er nicht wie gewünscht fortspringen, sondern sinkt tot nieder.

Darüber freuen sich alle. Rotkäppchen kann fortan niemand mehr etwas zuleide tun.


 

 

Anregung zur Deutung von Seelenentwicklung

 

Das Märchen Rotkäppchen handelt von einem Generationsauftrag, versinnbildlicht durch drei Eichen. Drei weibliche Inkarnationen einer Seele sind verbunden, um Ursachen und Wirkungen von Fehlentscheidungen aufzulösen.

Hier ist die Herausforderung die Begierde, verkörpert durch den Wolf.

Die Großmutter lebt im Wald emotionaler Verstrickungen, war also der Begierde in irgendeiner Form erlegen. Die Konsequenzen ihres Verhaltens verdrängt sie hinter einem schützenden Gestrüpp im Bild einer Nusshecke und überlässt die Lösung nachfolgenden Generationen. Ihre Enkelin schützt sie dafür durch ein leuchtend rotes Käppchen. Die Mutter hat für sich als Lösungsweg ein distanziertes Leben außerhalb des Waldes gesucht. Sie schickt aber ihre Tochter mit wohlmeinenden Ermahnungen, auf dem rechten hellen Weg zu bleiben, in den Wald. Sie soll den großmütterlichen Kräften, die kränkeln, genüssliche Labung zu bringen.

Das unschuldige Kind begegnet in Gestalt des Wolfes der Begierde, lässt sich mit Aussicht auf Gutsein verführen und vom Weg ablenken.

Der großmütterliche Seelenteil ist unachtsam und der kindliche zwar verunsichert aber arglos. Beide werden von der Begierde überlistet und verschlungen. Die Reinheit der jungen Kraft der Seele ist für die egoistische Begierde unverdaulich. Das schläfert ihre Aufmerksamkeit weithin hörbar ein.

Karmische Ordnungskräfte in Gestalt des Jägers bemerken störende Verhältnisse im Wald emotionaler Beziehungen. Der Jäger erkennt das Übel, vernichtet es aber nicht sofort, sondern erkundet erst Hintergründe. Sein waches Bewusstsein, das schneidend wirkt, befreit die reine erschrockene aber unversehrte Seele aus ihrem dunklen Zustand. Damit lösen sich rückwirkend negative Kräfte des ursprünglichen Ver-Gehens auf, die ihren zugehörigen lichten freudevollen oder dunklen sterbenden Ursprüngen zugeführt werden.