Märchen der Brüder Grimm

Schneewittchen

zusammengefasste inhaltliche Darstellung für Erwachsene                             20.11.2014

 

Eine Königin sitzt am offenen Fenster aus Ebenholz und sticht sich beim Nähen in den Finger. Ihr Blut tropft in den weißen Schnee und ein Wunschbild keimt in ihr auf. Sie wünscht sich ein Kind so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie der Fensterrahmen. Als ihr ein ebensolches Mädchen geboren wird, stirbt sie. Es wird Schneewittchen genannt.

Nach einem Jahr nimmt sich der König eine neue, schöne aber eitle und stolze Gemahlin. Sie hat einen Spiegel, der ihr laufend bestätigt, dass sie die Schönste im ganzen Lande sei.

Das Mädchen wächst heran und wird immer schöner. Als es sieben Jahre alt ist, sagt der Spiegel der Stiefmutter, dass Schneewittchen schöner ist als sie. Darüber erschrickt diese und beginnt das Mädchen zu hassen. Neid und Hochmut wächst in ihrem Herzen wie Unkraut immer höher, bis sie einem Jäger befiehlt das Kind zu töten und als Beweis seine Lunge und Leber zu bringen.

Der Jäger tut wie ihm geheißen, erbarmt sich aber, lässt das Mädchen laufen und täuscht die Königin mit gewünschten Organen eines Frischlings, die sie sich mit Salz zubereiten lässt und verzehrt.

 

Schneewittchen ängstigt sich mutterseelenallein im Wald, läuft über spitze Steine und durch Dornen immer tiefer hinein. Wilde Tiere springen vorbei, tun ihr aber nichts. Am Abend kommt sie an ein kleines Häuschen und tritt ein. Es ist leer aber vorbereitet zum Essen und Schlafen für sieben kleine Wesen. Um niemanden alles zu nehmen, isst und trinkt das Mädchen von jedem gedeckten Platz etwas und findet im siebenten Bett ein angemessenes Lager für sich.

Sieben Zwerge kommen nach ihrer Arbeit im Berg zurück, finden ihre Sachen benutzt und das schlafende Kind im Bett. Ihre Freude über seine Schönheit ist so groß, dass sie es schlafen lassen. Am nächsten Tag bieten sie ihm an, bei ihnen die bleiben, für sie zu sorgen und tagsüber ihr Haus ordentlich und rein zu halten. Sie warnen, sich vor der Stiefmutter zu hüten.

 

Die Königin erfährt von ihrem Spiegel, dass Schneewittchen über den Bergen bei den sieben Zwergen schöner ist als sie. Ihr Neid lässt ihr keine Ruhe und sie sinnt erneut darauf, das Mädchen zu beseitigen. Als erstes verkleidet sie sich als Krämerin, die Schnürriemen anbietet. Es gelingt ihr, Schneewittchen so fest zu schnüren, dass ihm die Luft ausgeht. Beim nächsten Mal vergiftet sie einen Kamm, den sie in ihr Haar steckt, so dass das Mädchen ohne Besinnung umfällt. Als drittes kommt sie als Bäuerin, hat einen Apfel so vergiftet, dass nur eine Seite essbar ist. Wieder gelingt es ihr, das arglose Kind zu verführen. Demonstrativ verzehrt sie vor ihm den essbaren und reicht den vergifteten Teil Schneewittchen, die hinein beißt und sofort wie Tod umfällt.

Zweimal finden die Zwerge die Ursache der Ohnmacht Schneewittchens, das vergiftete Apfelstück in seinem Hals entdecken sie nicht. Hier sind sie hilflos. Da das Mädchen so aussieht, als schliefe es, und nicht verwest, legen sie es in einen gläsernen Sarg, den sie auf den Berg tragen, ihn dort bewachen und ihren Verlust beweinen.

 

Ein Königssohn kommt in den Wald zu dem Zwergenhäuschen. Als er den Sarg mit dem schönen Schneewittchen entdeckt, fühlt er sich ihm so zugetan, dass die Zwerge Mitleid mit ihm haben und bereit sind, ihm den Sarg zu überlassen. Beim Transport stolpert einer der Träger und das vergiftete Apfelstück löst sich aus dem Hals. Da öffnet Schneewittchen die Augen und wird wieder lebendig. Der Königssohn ist hocherfreut, nimmt sie mit in seines Vaters Schloss und die Hochzeit wird mit großer Pracht und Herrlichkeit gefeiert.

 

Auch die königliche Stiefmutter ist eingeladen und als sie festlich gekleidet stolz und siegesgewiss ihren Spiegel befragt, sagt ihr dieser, dass die junge Königin tausendmal schöner ist als sie. Das böse Weib flucht und beginnt dann sich zu ängstigen. Erst will sie gar nicht zur Hochzeit gehen, aber dann siegt ihre Neugier. Als sie Schneewittchen erkennt, erstarrt sie. Der König hat verfügt, dass sie in eiserne rotglühende Pantoffel treten und tanzen muss, bis sie tot umfällt.



 

Anregung zur Deutung von Seelenentwicklung

 

In dem Märchen Schneewittchen geht es um die innere und äußere Schönheit der weiblichen Seele. Ein königlicher Spiegel vergleicht den wahre Wert und fordert damit schicksalstragende Taten heraus.

 

Eine Königin, eine weibliche selbstbeherrschte Seele, wünscht sich im Bild eines Kindes ein vollkommen reines Dasein. Ihr wird ein Mädchen von strahlender Schönheit geboren. Es ist rein wie Schnee, dem im Kosmos gereinigten und sechssternig kristallisierten lebenspendenden Wasser. Es ist rot wie Blut, dem Träger transformierender geistiger Kraft, und es ist hat schwarze Haare wie Ebenholz, dem inneren Kern Baumes, der Schutz vor bösen Kräften bietet. Die kindliche Seele trägt ein ererbtes Mangelbewusstsein in sich. Um das aufzulösen, verliert es den mütterlichen weisheitsvollen Schutz und wird dunklen Kräften des Egoismus ausgeliefert.

 

Schneewittchen erhält eine egozentrische Stiefmutter, die hochmütig ihre eigene äußere Schönheit bewundert und sich diese Großartigkeit von ihrem Spiegel immerzu bestätigen lässt. Als er verkündet, dass die strahlende Schönheit des heranwachsenen reinen Kindes ihre äußere überstrahlt, packt sie der Neid und beherrscht sie so. dass sie die vermeintliche Bedrohung zu vernichten sinnt.

Der Hüter im Wald emotionaler Beziehungen wird beauftragt, das unschuldige Mädchen umzubringen und als Beweis die Lunge, dem Atmungsorgan für Gedankenkraft, und die Leber, dem Entscheidungsorgan für mutige Tatkraft, zu bringen, die sich die egoistische Ausrichtung des weiblichen Seelenteiles mit Salz, einer erhaltenden Kraft, einverleiben will.

Er erbarmt sich des schönen Kindes, lässt es leben und täuscht die königliche Hexe mit ähnlichen Organen vom Schwein.

 

Schneewittchen, die reine weibliche Seele, läuft ängstlich aber von wilden Tieren unbehelligt durch den gefahrvollen Wald emotionaler Verstrickungen und findet in der Tiefe Schutz in einem kleinen Häuschen. Hier wohnen Zwerge, die als Mittler unterschiedlicher innerer Wirklichkeiten aus der physischen Verdichtung Erze und Gold  bergen. Sieben sind es an der Zahl, die einen natürlichen Lebensrhythmus kosmischer Ordnung symbolisiert.

 

Der zauberkräftigen Stiefmutter gelingt es dreimal, einer symbolischen Zahl für einheitliche Entwicklung, das arglose königliche Mädchen anzugreifen und es in Ohnmacht zu bringen. Als erstes erlösen die Zwerge den abgeschnürten Atem. Auch den vergifteten Kamm finden sie, der den Schutz der wie Antennen für geistigen Energie wirkenden Haare durchdringt, und entfernen ihn. Beim dritten Mal können sie das Gift im Hals, das die Wirksamkeit des Kehlkopfchakras hemmt, nicht entdecken. Hilflos beweinen sie den Verlust der strahlend schönen reinen Seelenkraft.

 

Ein Königssohn als das heranreifende, tatkräftige Geistselbst erkennt seinen weiblichen Seelenteil in der Ohnmächtigen. Die Zwerge erlauben ihm aus Mitleid, sie mitzunehmen. Durch Zu-Fall löst sich der geistige Entwicklung hemmende Zauber und die weibliche Geistseele wird wieder in aller Schönheit lebendig. Geist und Seele verbinden sich durch das Sakrament der Ehe.

 

Die egoistischen Taten der königlichen Stiefmutter werden erkannt und der dem Egoismus anhaftende Seelenteil muss seine Verbindung mit Hochmut, Eitelkeit, Stolz und Neid in glühenden Pantoffeln zu Tode tanzen.