im Spannungsfeld des inneren Dialogs

Blick nach innen
Blick nach innen

 

 

Meine höchste Pflicht ist nun,

meine Tätigkeit immer mehr ins

Innere zu ziehen

 

J.W. Von Goethe

Wer seinen Blick nach innen lenkt, bemerkt wohl als erstes einen fast permanenten Dialog. Da wird diskutiert, argumentiert und gestritten und, wer bereit ist hinzuhören, bemerkt, dass sich immer mehr Stimmen einmischen.

 

Wer kommuniziert da eigentlich und warum?

 

Die Hauptkontrahenten sind unsere Seele und unser Ego im Widerspruch ihrer polaren Zustände.

Das sind: hingebungsvolle Liebe oder abgrenzende Angst, Geben oder Habenwollen, Dienen oder Eigennutz, Verstehen oder Kritisieren, Zuwenden oder Anklagen, Vergeben oder Rache, Streben nach Wahrheit oder Selbstbehauptung, Vertrauen oder Kontrolle, Kreativität oder Perfektionalität, sich angeregt oder verletzt fühlen, Sinn suchen oder Süchte befriedigen, sich richten nach geistigen Prinzipien oder äußeren Regelwerken.

 

Das Ego ist nichts als eine Vorstellung, die wir uns von uns als getrenntes, besonderes und wichtiges Wesen machen. Es ist etwas Verrücktes im wahren Sinne des Wortes, denn es ist von der geistigen Wirklichkeit abgerückt.

Inhalt des Egos ist Mangelbewusstsein. Das wird ummantelt von einer Hülle aus Angst, nicht vollkommen zu sein, nicht geliebt, gemocht, anerkannt zu werden, etwas nicht oder nicht gut genug zu können, nicht wertvoll zu sein. Diese selbst erzeugte Haut will geschützt, abgesichert werden.

In den Ego-Blasen sammelt sich alles, was geistig gesehen keine Existenz hat: Mangel, Illusionen, Lügen, Vorurteile, Wünsche, Spekulationen, Ansichten, Meinungen.

Das Ego verteidigt seinen vermeintlichen Anspruch auf Rechthaben.

Es sagt: kämpfe, kontrolliere, strenge dich an. Es fragt: was stört mich, was ist für mich falsch, was will ich nicht haben und was muss ich tun, um meine Macht zu erhalten. Es beschuldigt andere, sucht nach Rechtfertigungen. Es sucht Unangenehmes auszugrenzen, will es weg haben, und fordert Hilfe und Abhilfe von außen. Das führt zur Anspruchshaltung und inneren Bequemlichkeit.

 

Inzwischen hat die Menschheit ein riesiges Forum von Abwehrmechanismen entwickelt wie Schuldgefühle, Zweifel, Negativität, Perfektionsstreben, Beschuldigungen und vorauseilenden Gehorsam. Was tun wir nicht alles, um die Egoblasen zu schützen? Aber mit allem Gehabe und allem rastlosen Tun vergrößern wir nur die Leere, betäuben wir wahres Selbst-Bewusstsein.

Unsere industriellen Gesellschaftsformen mit ihrem Konkurrenzstreben bedienen dieses Forum, treiben Blüten, versuchen zu konservieren, auszubeuten und auszudehnen.

Das aber ist längst an seine physischen und auch psychologischen Grenzen gekommen. Viele Menschen haben ihren eigenen inneren Kosmos entdeckt und 'geben dem Kaiser (der äußeren Welt), was des Kaisers ist, und Gott (der inneren Welt), was Gottes ist', nämli8ch den Schatz aus ihrem Herzen.

 

Die Seele gehört keiner Rasse, keinem Geschlecht, keiner Religion sondern nur dem individuellen Geist an, der untrennbarer Teil des geistigen Alls ist. Sie ist lebendig in allem, was existiert, jenseits aller erdachten Trennungen in Raum und Zeit, und bleibt somit mit all ihren Qualitäten über den Tod des Körpers hinaus erhalten.

 

Die Seele sagt: sei aufmerksam, seit achtsam, entspanne dich, vertraue und lerne, was die Dinge sagen wollen. Sie fragt: wozu und für wen ist das gut, was ist der übergeordnete Sinn, wie passt das zusammen, was ist wirklich wahr. Sie strebt danach, im Lebensstrom des Seins wie ein Fisch im Wasser gesättigt glücklich und zufrieden zu schwimmen, um in Demut aber mit Mut ihrer Bestimmung zu folgen.

 

Jede Seele hat zu jeder Zeit einen individuellen Reifezustand, der sich vor allem in der eigenen Arbeitsweise ausdrückt. Erfülle ich, was ich tue, mit Liebe, Würdigung und Respekt oder genüge ich äußeren fremdbestimmten Anforderungen, Ansichten oder entleerten Gewohnheiten. Es gibt keine Arbeit, die sich nicht irgendwie mit Freuden tun lässt. Jede Arbeitssituation bietet Lern- und damit Entwicklungspotential.

Die Reibungen mit den Abwehrkräften des Ego innerhalb der Seele rufen zur inneren Arbeit und zur permanenten Entscheidung für die innere Ausrichtung auf. Die wird bekundet durch die Einstellung, Haltung in den Situationen und zu den Dingen.

 

Niemand kann von außen wissen, was der individuellen Entwicklung dient. Das weiß im Prinzip nur das eigene höhere Selbst. Das ist der Teil unserer Seele, der bereits ganz mit dem Geistigen verbunden ist und die übergeordnete Wahrheit kennt. Es lenkt liebevoll und geduldig unsere Aufmerksamkeit auf das Ziel, unseren geistig verabredeten Lebensauftrag zu erfüllen.

 

Zusammen sind Seele und Ego das Gebilde unserer individuellen Persönlichkeit. Wer welchen Anteil hat, entscheidet das 'ich' aufgrund seiner magnetischen Kraft des Anziehens und Abstoßens. Das 'ich' wird immer wach, wenn inneres Gleichgewicht verrutscht und drängt auf Ausgleich. Durch die Stimme des Gewissens mahnt es, sich selber, seinen eigenen Entscheidungen treu zu bleiben. Als Beobachter ist es präsent in seiner Aufmerksamkeit und lenkt durch Entscheidungen seine Intentionen und Absichten. Die zeigen sich durch das Interesse, die zur Begeisterung werden kann. Es eröffnen sich freie, kreative Fähigkeiten, wenn das 'ich' sich auf seelisch-geistige Inhalte ausrichtet, und es verliert an innerer Führung, wenn es sich Mangelempfinden ergibt.

Im Spannungsfeld der Widersprüche von Seele und Ego schafft das 'ich' Bewusstsein.

 

Weitere innere Stimmen, die wahrgenommen werden können, entstehen durch vom 'ich' angezogene Gedanken, die zeitlos im Strom aller Gedanken im Geistigen weben. Sie dürfen als anregende Geschenke, Hinweise, Hilfen genutzt werden.

 

Und dann gibt es noch die eigene 'innere Stimme', in der sich geistige Führung, das höhere Selbst mitteilt. Die wird vernommen, wenn es gelingt, aktiv den inneren vorlauten Dialog so anzuhalten, dass es zur Empfängnis bereiten Stille kommt. Wer darin geübt ist, vernimmt sie auch zwischen eigenen und fremden Gedanken, Worten, Gefühlen.

Darüber hinaus können sich in solch einer Stille andere nicht verkörperte Wesen mitteilen. Derzeit suchen solche Energien vermehrt menschliche Antennen, um bei dem stattfindenden grundlegenden Wandel der Bewusstseinsentwicklung zu helfen.

 

Es gilt zu lernen, die verschiedenen inneren Stimmen zu unterscheiden und ihren Wert zu erkennen.

 

Seelenbewegungen sind alles Denken, Fühlen und Wollen. Im Strom von Lieben füllen Freude, Harmonie, Friede und Glück die Seele.

Der Verursacher von Unfriede, Disharmonie ist unser Ego durch sein Mangelbewusstsein. Das kann vom 'ich' nüchtern und ehrlich angeschaut, identifizieren und als Aufgabe positiv der Seele zugeführt werden. Wird diese Aufgabe erarbeitet, werden die Erfahrungen und Erkenntnisse an das individuelle höhere Selbst weitergeleitet, das so ebenfalls wächst.

 

Stets bleibt jedem Mensch unangetastet eine innere freie Wahl für seinen speziellen Weg mit all seinen Irrungen und Wirrungen. Ausgewertete Erfahrungen, die uns die Weltenordnung besser verstehen lassen, bringen uns dem unausweichlichen, da gottgegebenen Ziel individuell näher. Dabei beeinflussen wir schon allein durch unsere wache Präsens unsere Umgebung und nehmen sie in die Entwicklung mit.

 

maria goras

 

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