Sinn von Angst und Furcht im Erdenleben

Angst ist die Abwesenheit von Liebe, so wie Dunkelheit das Fehlen von Licht ist. Furcht trennt uns vom Spirit, der Natur und unserem eigenen Selbst.

 

Alberto Villoldo

 

 

 

Einen paradiesischen Zustand stellen wir uns alle angstfrei vor. Und so ist, den wünschen und streben wir jederzeit unaufhörlich meist unbewusst an.

Als Eva und Adam vom 'Baum der Erkenntis' nahmen, wies ein Engel sie aus dieser Idylle mit dem Hinweis, dass sie langsam zurückgeholt werden, - auf heute bezogen - langsam den Weg zurück gehen können. Im 'Schweiße ihres Angesichts' sollten sie sich mit Gott und der Welt, also der Schöpfung auseinandersetzen und selbständig wahre Kenntisse erringen, die das Universum abbilden.

Der stille Wandel, S. 137 ff

 

Zwischen Sterben und Wiedergeburt gibt es angstfreie Zustände, denn Angst ist ein Abfallprodukt des freien menschlichen Willens. Rein Geistiges kennt nur Sein, kennt nur, was ist, kennt keine Mangel- und Angstzustände.

 

Alle auf Erden sich frei bewegenden Lebewesen werden, um Schreckerlebnisse zu überwinden, mit körperlichen Kampf- und Fluchtreflexen geboren, die sich bei Menschenkindern bald abbauen. Eine stabile fürsorgliche Seelenhülle durch die Familie ersetzt diesen Schutz während der Kindheit. Wird er gestört oder verletzt entstehen Unsicherheiten. In den ersten Lebensjahren trennen alle Ver- und Gebote, alle 'Nein' oder 'Nicht' vom natürlichen Erwerb von Erfahrungen, die stabile Beziehungen aufbauen. Kinder sind auf ursprüngliche Weise noch eng Geistigem verbunden und nehmen in ihrer Umgebung Lebenslügen ebenso wahr wie ausgesprochene Unwahrheiten. Das verunsichert früh das Verhältnis zur Umwelt, nagt am Urvertrauen, dem Glauben an eine heile Welt, und produziert Gefühle von Angst um sich selbst und Furcht vor anderen. Ab dem Jugendalter bilden diese Vorerfahrungen eine eigene 'selbstgestrickte' Schutzhülle, die im späteren Leben verändert werden kann.

 

Immer erzeugen diese dem Geistigen wesensfremde Kräfte wache Aufmerksamkeit und wollen überwunden werden. Dafür wird Denken, Fühlen und Wollen in der Seele aktiv. Im Denken bilden sich meist aus Überzeugungen Glaubenssätze, die als Handlungs- und Beziehungsbasis im Leben dienen, oftmals Teil recht abstrus erscheinen, aber Verhalten solange beeinflussen bis sie geändert werden. Im Fühlen entwickelt sich vorsichtige Zurückhaltung und es entstehen Feindbilder. Willensäußerungen werden zuvor auf gehorsames Wohlverhalten, um liebevolle Akzeptanz nicht zu verlieren, nach empfangenen Regeln überprüft. Das schränkt schon ab dem frühen Kindesalter die Experimentier- und Eroberungsfreude ein und bindet Lebenskräfte.

Vor allem Feindbilder erzeugen sowohl Angst als auch Furcht. Die provozieren, aggressiv zu reagieren, zu kämpfen oder zu fliehen, zu vertuschen, zu verleugnen, zu verdrängen und Vergangenes zu rechtfertigen, zu erklären sowie Zukünftiges zu spekulieren. Das führt auf Kosten einer wahren Identität zu inneren Verwirrungen, Irrungen und Selbsttäuschungen, die mannigfache Probleme in Beziehung zu sich selbst, zu anderen Menschen, zur Natur und zur spirituellen Welt verursachen. Opfer- und Täterrollen werden übernommen und sich gegenseitig oft wechselnd zugeschoben.

 

Aufmerksamkeit konzentriert und lenkt Seelenenergie. Alle Inhalte, egal ob positiv oder negativ gedacht, gefühlt oder gewollt, werden so mit Kraft gefüllt, um sich in Lebens- oder Traumwirklichkeiten auszubilden.

 

Ängste entwickeln sich wie Krebsgeschwüre, sie verselbständigen sich im Organismus, ziehen Lebensenergie ab und werden durch wiederholte Handlungen nach den Erzeugungsmustern gepflegt und ernährt. Sie gebären ununterbrochen Kinder wie Furcht, Sorge, Mangelbewusstsein, Zweifel, Kritik und alles, was als Untugenden, die den Egoismus nähren, gekannt wird.

'Die falschen Vorstellungen, die wir für wirklich halten, sind so stark, dass sie sämtliche Gedanken verhüllen und jede Begegnung beinflussen. Sie nähren sich selbst und trotzen irgendwann sogar der Vernunft, wenn wir uns ständig um mögliche Missgeschicke sorgen.'

Alberto Villoldo, Die vier Einsichten, S. 149

 

In allen sozialen Problemen äußern sich Störungen, verursacht durch solche Angstfamilien. Um die zu beheben, gilt es als erstes die unterschiedlichen Wahrnehmungen zu erkennen und zu klären. Nachhaltige Problemlösungen werden selten auf gleicher Ebene erzielt, auf der das Problem entstanden ist, und leichter dadurch, dass der Blickwinkel verändert wird.

Indigene Weisheit (s. Buchtipp: Alberto Villoldo, die vier Einsichten) geht von vier Wahrnehmungsebenen aus, die sich wie bei einer Matroschka übereinanderstapeln. Das Nächstliegenste ist als Schlange sich mit körperlichen Bedürfnissen zu identifizieren und zu bestimmen, was dafür nützt. Auf der Jaguarebene kommen Emotionen hinzu, die vor allem in Freund- oder Feindbeziehungen differenzieren. Eine Seele hält wie ein Kolibri mit ruhiger Distanz Ausschau nach verbindenen Gemeinsamkeiten, um sie harmonisch zu integrieren.

Die Wahrnehmungs-Ebenen von Schlange, Jaguar und Kolibri verursachen alltäglich wechselnde Rollenspiele im umgrenzten Dreieck von Opfer, Täter und Retter. *)

Daraus erhebt sich das Geistige der Seele wie ein Adler und transzendiert die Wahrnehmung in Erkennen von übergeordneten Strukturen lebendiger Bewegungen. Menschliche Absichten von egoistischer Nutznießung, emotionale Abhängigkeit und Streben nach harmonischer Vereinheitlichung sind hier überwunden zugunsten des Lebens im reinen Licht der Liebe mit ihren Kindern wie Weisheit und alle Tugenden.

 

Im Erdenleben hat alles polare Seiten, auch die Angst.

Einerseits ist sie wie ein Abfallprodukt, das während des Strebens nach dem verheißenen paradiesischen Zustand entsteht, wenn freier Willen meist guten Glaubens zu einem Irrweg verleitet. Der führt irgendwann in eine Sackgasse, an deren Ende Zweifel, Verzweiflung, Angst und mehr wuchern. Während Glaube wie Kernenergie wirkt, ist Angst wie Atommüll voller ausstrahlender Gefahren. Noch suchen viele Menschen ihre Angst aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen. Sie wird dann im Körper abgelagert, bis der durch Erkrankungen mahnt, die seelische Arbeit aufzunehmen, oder ihre Aufarbeitung wird an nächste Inkarnationen weitergegeben.

Andererseits ist Angst ein Starter für den Bewusstseinsbildungs-Motor. Sie schiebt innerer Bequemlichkeit einen Riegel vor und fordert befreiende Reaktionen ein. Angst negieren oder verdrängen, befreit nur scheinbar mit dem Effekt, dass sie laufend größer wird. Wer sich seiner Angst erkennend zu stellen vermag, macht sich innerlich weniger erschütterbar und äußerlich weniger angreif- und verletzbar. Der Prozess, sie zu überwinden, bewirkt Seelenreinigung und -wachstum. Das stärkt das Vertrauen in Selbstheilungskräfte und erhöht die Möglichkeiten zur kreativen Lebensgestaltung.

 

 

Welche Rolle spielt Angst für die spirituelle Entwicklung des Menschen?

Angst veranlasst sich getrennt zu empfinden, getrennt vom Vertrauen in Gottes Fürsorge, getrennt in der Natur als ein in sich geschlossenes Einzelwesen und fremd sich selbst. Machtlosigkeit und sich den Verhältnissen ausgeliefert zu fühlen, schnürt seelische Aktivitäten immer enger ein und beschränkt den Verhaltensspielraum, bis das nicht mehr ausgehalten wird.

Dann gibt es drei Möglichkeiten sich zu entscheiden. Die erste ist, das derzeitige Leben aufzugeben, was eine aufschiebende keine auflösende Wirkung hat, da das eigene Bewusstsein mit über die Todesschwelle genommen wird. Die zweite ist, psychosomatisch zu reagieren, was den seelischen Druck und Schmerz vorübergehend nimmt und energetische Störungen auf mehr unbewusste körperliche Ebenen verlagert. Hier treten sie als Krankheitssymptome wieder in Erscheinung, für deren Beseitung viel kostenpflichtige Abhilfe angeboten wird.

 

Als dritte Möglichkeit gibt es eine nachhaltige Lösung, bei der der Angst ihre Macht über Seelenaktivitäten genommen wird. Das entspricht einer Selbstheilung. Mit Mut und Kraft wird der Blick auf das Innenleben gelenkt und hier selbsterkennde Ursachenforschung betrieben. Diese bringt auch ans Licht, was Angst an Kraft und Leben für sich vereinnahmt hat.

 

Natürlich befreit es immer, bei Verletzungen die Tat des vermeintlichen Verursachers zu verstehen und zu vergeben. Noch größere und nachhaltigere Heilung bringt es, sich selbst zu vergeben, sich auf ein kränkendes Rollenspiel*) eingelassen zu haben.

 

Wer einmal solche Erlösung erlebt, wird in freudiger Erwartung in sich Bindungen an fremdbestimmte Erwartungen aufgrund von falschen Glaubenssätze aufspüren und ändern, vertrauensvolle Beziehungen aufbauen und veranlagte Kreativität befreien. Alle Untugenden, die wir uns bereits 'angelacht' und vervielfältigt haben, werden schmerzloser entdeckt und dem freien Willen übergeben.

 

Ängste fordern heraus, die Beziehung zu Gott und der Welt  zu prüfen, Absichten zu klären im Wissen, dass jeder Mensch sein Leben, so wie es ist, verursacht hat und umgestalten kann. So wie sich jeder selbst behandelt und liebt, geht er in der Regel auch mit allen und allem in seiner Umwelt um.

 

Positiv dienen also Ängste der Schulung während der Erdenleben. Durch ihre Überwindung bahnen sie indirekt Wege zur Selbsterfahrung, Selbsterkenntniss, die Selbstvertrauen, Selbstbestimmung und Selbstheilung fördern. Nur mit wacher Bewusstseinsbildung entwickelt und lebt ein Mensch seiner wahren Identität entgegen.

 

Das schafft ehrliche verantwortungsvolle wertschätzende Beziehungen im sozialen Miteinander innerhalb des naturgegebenen Umfeldes.

 

Das Leben wird zum freudevollen Abenteuer, wenn es gelingt, universelle Intelligenz  in sich zu entwickeln und sein Leben damit einzurichten. Im Glauben und Vertrauen auf spirituelle Führung verlieren Ängste ihre destruktiven Wirkungen.

Im Licht dieser weisheitsvollen Liebe lässt sich überall miteinander paradiesisch entspannt im Jetzt leben.

 

maria goras

 

 

 

 

 

 

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