Jeder Mensch hält die Grenzen des eigenen Gesichtsfeldes für die Grenzen der Welt.
Arthur Schopenhauer
Funktion und Dysfunktion der Chakren
Das 1. Chakra ist die Basis des menschlichen Energiesystems,
das 2. Chakra ist die Zentrale für jeden Austausch mit äußeren Energien,
das 3. Chakra ist der Ausgangspunkt des Ich-Bewusstseins und dient der Individuation,
das 4. Chakra ist die körperliche Verwurzelung der seelisch-geistigen Vereinigung,
das 5. Chakra ist das Zentrum der Zukunftskräfte des persönlichen und spirituellen Willens.
dazu:
Das 6. Chakra, das Stirnchakra oder das Dritte Auge ist auf körperlicher Ebene zuständig für das Gehirn, die Augen, die Ohren und das Zentralnervensystem. Seine Energien wirken auf die Hypophyse, die über Hormonausschüttungen ins Blut Lebensprozesse rhythmisiert und empfänglich macht für seelisch-geistige Wirksamkeiten.
Das Dritte Auge hat seinen Sitz in der Stirnmitte auf Höhe der Augenbrauen und kontrolliert das energetische Zusammenspiel der sieben Hauptchakren. Der Schwerpunkt seiner Aktivität liegt im Wahrnehmen und gedanklicher Verarbeitung. Aus anthroposophischer Sicht gibt es zwölf Sinne (Der stille Wandel, S. 149 ff), wovon vier eigene körperliche Befindlichkeiten, vier äußere Substanzen, die durch Körperöffnungen eindringen, und vier geistige Kräfte anderer Menschen wahrgenommen werden. Dazu gesellt sich der innere Beobachter, der insbesondere auf Seelentätigkeiten des Denkens, Fühlens und Wollens achtet. Selbstwahrnehmung dient auf dieser Ebene, sich selbst zu verstehen und zur wahren Identität zu steuern. Die empfindet ein Mensch, wenn sein körperliches Unterbewusstsein, sein seelisches Bewusstsein und sein geistiges Überbewusstsein sich im Ausgleich befinden.
Die Energien des Dritten Auges bewirken insbesondere ein Wahrheitsstreben durch Gedanken. Laufend wird mit Hilfe von Worten das Bewusstsein zu den momentanen Wahrnehmungen mit Informationen aus vergangenen Erfahrungen und zukünftigen Plänen gefüttert. Intellektuell lassen sich Gedanken ordnen, organisieren, strukturieren und stufenweise in übergeordnete Zusammenhänge bringen. Die oberste Ebene sind geistige ewig gültige Gesetzmäßigkeiten. s. Der stille Wandel, die sieben Prinzipien des Lebens, S. 240 ff
Jede bewusste Handlung beginnt mit einer gedanklichen Idee. Gefühle und innere Bilder gerinnen und formen sich in Gedanken, wenn sie durch Worte ausgedrückt werden.
Jeder erwachsene Mensch entwickelt laufend innere Weltbilder mit Grenzen, die den eigenen jeweiligen seelisch-geistigen Horizont beschreiben. Grundlage sind das persönliche Glaubenssystem, Erfahrungen, Erinnerungen sowie Absichten und Zielsetzungen. Es gibt stets so viele Weltbilder, wie es Menschen gibt, und keine zwei sind identisch. Wer sich fremden Ansichten öffnen und sie würdigen kann, erweitert sein eigenes Gesichtsfeld.
Alle persönlichen Erfahrungen der Vergangenheit auch der aus früheren Inkarnationen, denn nichts geht verloren, sind verinnerlicht und beinhalten einen großen Teil des Unterbewusstseins. Alle an diesen Erlebnissen Beteiligte teilen die Erinnerungen jeder auf seine Weise, was sie energetisch miteinander verbindet. Daraus extrahieren sich Überzeugungen, die zu Programmen werden und als kollektives Unterbewusstsein wirken.
Gedanken, die mit schmerzlichen Erinnerungen durchtränkt sind, drängen zurück ins Bewusstsein, um die darin enthaltenen Probleme aufzulösen. Solange ihnen Macht überlassen wird, bleibt das Bewusstsein in Zeit, Ort, Problemen, Unsicherheit, Chaos, Zwang zur Bewältigung und Organisation gefangen. Solche Erinnerungen binden an frühere Situationen mit ihren Beteiligten und vernebeln, verdichten, verstopfen Energieflüsse. Dann gehen Kraft und Klarheit des Geistes verloren und inspirative Zukunftshinweise können das Bewusstsein nicht erreichen. Probleme werden zur positiven Herausforderung, wenn die eigene Täterschaft dabei wahrgenommen und voll verantwortet wird. Können Verursachungen durch Reue und Vergeben gelöst werden, wirkt das lösend auf alle.
Bei Stauungen der Energien des Dritten Auges läuft ein Mensch Gefahr in seinem begrenzten Weltbild nicht nur zu verhaften, sondern es auch enthusiastisch zu verbreiten. Vermeintlich erkannte 'Dummheiten' anderer Menschen machen intolerant, überheblich bis zynisch. Die Lernfähigkeit wird gehemmt.
Störungen verursachen Ängste vor unangenehmen Wahrheiten und davor, auf persönliche Schattenseiten und ihre Eigenschaften hingewiesen zu werden. Das kann zur mangelnden Bereitschaft führen nach innen zu schauen, sich gesunden, realistischen Urteilen zu stellen und auf Rat zu verlassen. Es entstehen Bedürfnisse zu verdrängen, zu verleugnen, zu zweifeln, zu verurteilen, zu spekulieren statt wahrzunehmen.
Ein anhaltend gestörtes oder blockiertes Energiefeld erzeugt Verwirrung, die als Folge psychische Unordnung und Stress bewirken. Das führt zum Gefühl von Unzulänglichkeit und kann in Depressionen münden. Erkrankungen des Zentralnervensystems, im Seh- und Höhrbereich und im Zusammenhang mit endokrinen Drüsen weisen ebenfalls darauf hin.
Wenn das Dritte Auge dysfunktional arbeitet, können Informationen einer inneren Stimme mit Wissen verwechselt werden, was spirituellen Materialismus, Scheinheiligkeit oder Dilettantismus verursachen kann. Fehlfunktionen können sich auch im Gedächtnisverlust, in Lähmungen, als Wahnsinn oder Epilepsie zeigen.
Im 6. Chakra gibt es für das menschliche Bewusstsein wie bei den beiden vorigen Chakren ein gut gehütetes Tor zur spirituellen Welt, das nur passiert, wenn Gedanken von anhaftenden machtvollen Erinnerungen befreit und gereinigt werden. Das löst nicht nur das negative Energiefeld auf, sondern öffnet einen 'leeren' Raum, in den Inspirationen fließen, die der Heilung dienen.
Nicht die Kraft des Geistes verschließt sich dem Bewusstsein, sondern das persönliche Ich schafft durch Fehleinschätzungen, durch Fehlentscheidungen Schattenräume, in denen sich das Selbstbewusstsein eines Menschen vereinzelt.
Diese Entwicklung erfährt ab dem 21. Jahrhundert innerhalb der Menschheit eine grundlegende Wende. Nun liegt die Herausforderung darin, Erinnerungen von allem hinderlichen Ballast zu reinigen, um das Bewusstsein für die Wahrheiten des Universums zu öffnen, um sich darin wieder mit allem und jedem vereint zu fühlen und zu sehen.
Dafür ist eine spirituelle Intelligenz zu entwickeln, die weibliche emotionale und männliche mentale Intelligenz in dualer Einheit nutzt. Das entspricht einem unpersönlichen Verstehen, mit dem wertfrei anerkannt wird, dass jeder Mensch an jedem Geschehen in der Welt teil hat und verantwortlich ist. Gedanken fokussieren zwar begrenzte Sichten, teilen sich aber auf geistiger Ebene unbegrenzt mit. Hier werden sie energetisch impulsiert und zu Taten, die sich verwirklichen. So vermag jeder mental Licht zu schaffen und damit Schattenbereiche zu klären.
Zahlreiche unterschiedliche methodische Ansätze sind weltweit von Menschen erarbeitet und zur Verfügung gestellt.
Fließende Energien des Dritten Auges befähigen den inneren Beobachter persönliche Halbwahrheiten als solche zu erkennen, mit erweiternden Inspirationen abzugleichen und zu ändern. So wird gelernt verschiedene Wahrheiten anzuerkennen, die jeweiligen Ausgangsabsichten und -motivationen dahinter zu entdecken und den Prozess von Gedanken im individuellen Sprachgebrauch zu 'lesen'.
Mit der Kraft des Dritten Auges allein wird kalt und teilnahmslos die pure Wirklichkeit gesehen, aber zusammen vor allem mit dem Einfühlungsvermögen des Herzchakras offenbaren sich wahre Erkenntnisse dem liebevollen Blick. Das Dritte Auge wird damit zur medial begabten Kommunikationszentrale, die vermittelt, 'es ist, wie es ist'. Daraus entwickelt sich ein erhöhtes Selbstwertgefühl, das zur kristallinen Klarheit des Denkens befähigt, was die Essenz von Weisheit fundiert.
Die besondere spirituelle Kraft des Dritten Auges ermöglicht dem Bewusstsein zwischen persönlicher und universeller Wahrheit zu unterscheiden. Damit lässt sich in allem und jedem der weise schöpferische Geist erkennen und alle Lebensprozesse in ihrer einzigartigen Seinsbestimmung würdigen.
Dieses Chakra ist, wenn spirituelle Energien es durchfließen, von unbegrenzter Kraft, die Realitäten allein dadurch schafft, dass sie 'gesehen' werden. Das gilt für Visionen, die im lichtvollen Strom der Erkenntnis göttlicher Weisheit zukunftsträchtige innere Bilder erzeugen. Der stille Wandel, Visionen, S. 245 ff
Die Kraft des Dritten Auges fordert, immer nur nach der Wahrheit zu streben für sich, für andere Menschen, für die Natur und für die Welt, um mit liebevollem Schauen und Hinhören lebensvolle Wirklichkeiten zu schaffen in jedem Augenblick des Alltagslebens.
maria goras
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